Allgäuheilige
Als erstes haben sie ganz von vorn angefangen. Es war ja kaum was da, hier im Allgäu, als sie aus Irland herkamen. Wobei da mehr gewesen sein muss als ein „Ab Richtung Bodensee“. Sie sind los mit Stab und Stock. Zuversichtlich, ängstlich, mit Respekt vor der Aufgabe.
Eine Sehnsucht muss da auch im Gepäck gewesen sein. Der Wunsch, Andere zu Christen zu machen, reicht nicht. Sehnsucht ist nicht Habenwollen, sondern Seinwollen. Angenommen, geliebt, zugewandt, versöhnt, zufrieden. Ich stell mir vor, dass all das vor über 1300 Jahren fasziniert hat. Andere haben gesehen, wie die ersten Mönche im Allgäu gelebt haben. Andere haben ihnen zugehört und wurden gehört. Es hat gewirkt. Glauben, hoffen, lieben wirkt nur nachhaltig, wenn es echt ist.
Echt ist der Tau auf der Wiese, echt ist ein berührendes Wort oder die enge Verbindung zwischen Menschen. Echt ist das Schreien der Kinder, die Suche nach Zukunft, das Ringen mit Krankheit. Ins Echte hinein müssen die Worte der Bibel gesprochen werden. Das heißt: Beweglich bleiben. Segen für den, der Segen wünscht. Trösten, wo nur das Aushalten bleibt. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, wird als erstes als scheinheilig entlarvt. Es ist halt nicht echt.
Die drei Allgäuheiligen gibt’s in Bronze. Vor der Autobahnkapelle stehen sie. Wer hier hochsteigt, wird von ihnen willkommen geheißen. Autos rauschen auf der Autobahn weiter unten vorbei. Auf dem Berg läuft die Uhr hingegen langsamer. Das ist ein Anfang, um anzukommen. Bei sich. Bei einem Gott, der all das will: annehmen, lieben, zuwenden, versöhnen. Ich-bin-da heißt er. Das große Fürbittbuch erzählt Geschichten davon. Vom echten Leben.
Was die drei Allgäuheiligen dazu sagen würden? Fromme Phrasen sind von Gallus, Columban und Magnus nicht überliefert – zum Glück. Dafür handfestes Ringen, um den richtigen Weg. Mit ihrem Gott an der Seite. Das berührt. Weil es echt ist.